Auf den Spuren der Reformation

Wir nehmen das Lutherjahr zum Anlass und verfolgen die Spuren der Reformation von Eisenach, dem Ausgangspunkt der Reformation, bis nach Frankreich, wo die reformierten Hugenotten lange Zeit unterdrückt und in die Flucht getrieben wurden.

Alle infos zur Tour erfahrt ihr bald hier auf dieser Seite. Wenn ihr wollt, könnt ihr gern schon einmal vorab einige Infos anfordern. Nutzt dazu unsere E-Mail info(at)querdurch.eu

Die Wegpunkte

Datum Start Ziel Strecke Beschreibung
18.07.2015 Görlitz Eisenach 376 km per Begleitfahrzeug/Zug
19.07.2015 Eisenach Hünfeld 80 km bergig
20.07.2015 Hünfeld Gelnhausen 82 km erst ein Anstieg, danach bergab
21.07.2015 Gelnhausen Darmstadt 70 km über Münster
22.07.2015 Darmstadt Worms 40 km mit Stadtbesichtigung
23.07.2015 Worms Ramstein-Miesenbach 73 km  
24.07.2015 Ramstein-Miesenbach Saarlouis 76 km  
25.07.2015 Saarlouis Metz 56 km  
26.07.2015 Metz Verdun 67 km  
27.07.2015 Verdun Chalons en Champagne 86 km bergab
28.07.2015 Chalons en Champagne Rebais 93 km hüglig
29.07.2015 Rebais Paris 67 km bergab
30.07. – 01.08.2015 Paris    
02.08.2015 Paris Görlitz 1.128 km  

Unser Weg – Die VIA REGIA von Ost nach West

VIA REGIA ist ein Name für die älteste und längste Landverbindung zwischen West- und Osteuropa, die seit mehr als 2000 Jahren zwischen der Atlantikküste und dem Dnjepr verläuft. Seit alters her war die VIA REGIA auch ein Weg der Jakobspilger aus Osteuropa nach Santiago de Compostela.
In Bezug auf die Reformation ist nicht nur Luther auf dem Weg nach Worms und auf vielen seiner späteren Reisen über längere Abschnitte auf der VIA REGIA gezogen. Die Ideen der neuen Bewegung wurden ebenfalls über diese Wege verbreitet. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert waren hier massenhaft vertriebene religiöse Bevölkerungsgruppen unterwegs: Spanien vertrieb die nicht konvertierten Juden aus dem Land und die protestantischen Bevölkerungsteile aus den Südlichen Niederlanden. Aus Frankreich mussten nach Aufhebung des Edikts von Nantes mehr als 200.000 Hugenotten in andere europäische Länder fliehen; die Rekatholisierung Böhmens nach 1620 führte auch dort zur Vertreibung der protestantischen Bevölkerung. Und nicht zuletzt zogen die Heere in den Religionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts über die VIA REGIA. (www.via-regia.org)

 

Eisenach und Luther

Zwischen Martin Luther und Eisenach gibt es eine intensive Verbindung.
Von 1498 bis 1501 besucht Martin Luther die Eisenacher Lateinschule und ist Gast der Patrizierfamilie Cotta (heute findet sich in deren Haus das Lutherhaus).
1521 predigt Martin Luther auf der Hin- und Rückreise vom Wormser Reichstag in der Georgenkirche.
Er wird später zum Schein gefangengenommen und verbringt die folgenden zehn Monate bis zum 1. März 1522 inkognito als „Junker Jörg“ auf der Wartburg.
Hier übersetzt er das Neue Testament aus einer griechischen Fassung in nur elf Wochen in die deutsche Sprache.
Luthers Übersetzung erschien im September 1522. Sie war die Grundlage für eine einheitliche deutsche Schriftsprache. Bis heute gehören viele der von Luther bei der Übersetzung verwendeten Worte zum sprichwörtlichen deutschen Sprachgut.
Als Luther 1529 zum Marburger Religionsgespräch reist, macht er in Eisenach Station.
1540 ist er drei Wochen Gast des Superintendenten Justus Menius in dessen Haus am Pfarrberg. (www.eisenach.de)
Sehenswürdigkeiten:

  • Wartburg
  • Luther-Denkmal

 

Fulda (Stadt an der VIA REGIA) – Das Priesterseminar

Der Aufstieg der Karolinger erfasste auch das Kloster Fulda, das ein Zentrum der karolingischen Bildungsreform wurde. Unter Abt Hrabanus Maurus (822-842) erreichte die Blüte der Schule Fuldas ihren überragenden Höhepunkt.
Innere Kämpfe zwischen Abt und Stiftskapitel sowie den im Stift ansässigen Rittern ließen im Hoch- und Spätmittelalter diesen Glanz ermatten bis hin zur Reformation, in der das Stift Fulda in weiten Teilen der neuen Lehre folgte. Gleichzeitig war die Priesterausbildung auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Priester wurden schlecht, und – wenn überhaupt – an anderen Orten ausgebildet.
Dies sollte sich ändern als im Zuge der von Fürstabt Balthasar von Dernbach (1570-1576,1602-1606) eingeleiteten Katholischen Reform die Jesuiten nach Fulda kamen. Sie waren es, die ab 1571 die Reformen des Konzil von Trient in Fulda umzusetzen versuchten. Dazu bedienten sie sich vor allem dem von ihnen im Jahr 1572 gemäß der Intention des Konzils gegründeten Priesterseminars. (www.priesterseminar-fulda.de)
Sehenswürdigkeiten:

  • Dom
  • Michaelskirche
  • Schloss

 

Gelnhausen

1170 gründet Kaiser Friedrich I. Barbarossa Gelnhausen als Reichsstadt. 1180 hält er in Gelnhausen einen bedeutenden Reichstag ab, bei dem Friedrich I. einen Prozess gegen seinen Vetter Heinrich den Löwen führt. Südöstlich, auf einer Kinziginsel gelegen, entsteht im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts die Kaiserpfalz als Repräsentationsanlage Friedrich I.
Die Marienkirche, ursprünglich eine kleine Dorfkirche, spiegelt den mittelalterlichen Wohlstand der Gelnhäuser wider. Um 1200 holt man Baumeister, die die in Frankreich entstandene Gotik kannten, nach Gelnhausen, um das bis heute die Stadt prägende Sakralgebäude zu errichten.
Seine Blütezeit erlebt Gelnhausen in den ersten zwei Jahrhunderten nach seiner Gründung. Die Stauferkaiser statten die Bürger mit allerhand Privilegien aus. Nicht zuletzt die Verleihung der Marktrechte sorgt dafür, dass sich zahlreiche wohlhabende Kaufleute in Gelnhausen niederlassen und die Stadt rasch wächst. Denn Gelnhausen liegt an „Des Reiches Straße“, der Fernhandelsstraße Frankfurt-Leipzig, einer der Hauptverkehrsadern im damaligen Reich.
1543: Reformation in Gelnhausen, die Stadt wird lutherisch, die Marienkirche zur evangelischen Stadtpfarrkirche
Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen, der um 1620 in Gelnhausen geboren wird und die Schrecken des 30jährigen Krieges in der Stadt miterlebt hat, schildert die Verwüstungen Gelnhausens. (www.gelnhausen.de)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kaiserpfalz – Barbarossaburg
  • Hexenturm

Geschichtliches zur Stadt: Der Hexenturm
Während der Hexenverfolgung wurden die der Hexerei beschuldigten Frauen und Männer darin inhaftiert. Damals gab es keinen ebenerdigen Zugang zu diesem Gefängnis. Die Angeklagten – auch diejenigen, die gerade von der Folter kamen – mussten sich über eine Holztreppe zum Obergeschoss hinaufschleppen. Dort befand sich eine Tür, hinter der sich der Turmwächter aufhielt und die Gefangenen im darunter liegenden Verlies durch das »Angstloch« in der Mitte des Bodens seines Aufenthaltsraumes bewachte. Durch dieses »Angstloch« wurden die Frauen und Männer in das stockdunkle Verlies hinuntergelassen und zum Verhör wieder hinaufgezogen. 1574 z.B. waren hier sieben als »Hexen« denunzierte Frauen inhaftiert: eine von ihnen starb an den Folgen der Folter, eine wurde verbrannt, fünf wurden freigelassen – was selten vorkam. In der Regel konnte der Turm nur in Richtung der Richtstätte oder gleich in Richtung Friedhof verlassen werden. So sei stellvertretend für alle Inhaftierten Dorothea Weinland genannt: Nachdem sie während der Folter alles gestand, was die Inquisitoren von ihr hören wollten, warf man sie für drei Tage in das Verlies und verbrannte sie anschließend auf dem Scheiterhaufen. Erbrachte das »gütliche« Verhör kein Geständnis, erfolgte zwangsläufig die Folter, bei der man verschiedene Stufen unterschied. Zuerst drohte man mit der Folter, dann wurden die Instrumente gezeigt und durch den Scharfrichter angelegt; schließlich begann man mit der »Tortur«, die sich wiederum in verschiedene Härtegrade staffelte. Für die Unkosten des Verfahrens, die selbstverständlich die Verköstigung der Schöffen, des Gerichtsschreibers und des Scharfrichters sowie die Unterbringung der Angeklagten und das Brennholz des Scheiterhaufens beinhalteten, mussten die Angehörigen der Verurteilten aufkommen. Dabei wurden regelrechte Geschäfte gemacht: Nach einer Rechnung des Rates von Zuckmantel aus dem Jahr 1639 brachte das Einäschern von 11 Hexen 425 Reichstaler ein. Davon empfingen Bürgermeister und Rat 9 Taler und 6 Groschen, der Vogt 18 Taler und 6 Groschen, die Gerichtsschöffen 18 Taler und 12 Groschen, der Stadtschreiber und der Stadtdiener je 9 Taler und 6 Groschen. Der Überrest von 351 Talern und 23 Groschen wurde dem Landesherrn, dem Fürsten von Breslau, ausgehändigt.

Die Anlage heute: 1985 wurde der bis dahin nahezu unzugängliche Turm renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1986 wurde am Turm eine Gedenktafel angebracht wurde. 31 Namen werden auf dieser genannt und auf die Schicksale weiterer 21 Namenloser wird hingewiesen mit den Worten:
»Stellvertretend für alle, die in der Zeit der Hexenverfolgung zwischen 1584 und 1633 in Gelnhausen gefoltert und hingerichtet wurden: Anna Petermann, Dorothea Weinland, Martha Heinrich, Ww. Margarethe Hamann, David Prescher, Frau Prescher, Katharina Zaun, Klara Krebser, Katharina Holban, Anna Dorwald Ww., Anna Breydenbuch, Frau Dietzen, Algen Dom, David Kutsch, Marx Lerch, David Rüppel, Frau Kuppel, Frau Runkel, Das Wieselgen, Barbara Herzog Ww., Margarethe Heinrich, Anna Heinrich, Frau Zaun, Katharina Vogel, Margarethe Reuther, Klara Geissler, Joachim Henkel, Barbara Scherer, Maria (Elisabeth) Strupp, Konrad Wiesel, Jöst Dönges, 21 Namenlose
Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung
Jüdische Weisheit
Gelnhausen, April 1986.«
Unter den Genannten sind Witwen, Männer – zwei davon mit Vornamen »David«, vielleicht Juden – und vielleicht zwei Kinder: »Alchen« und »Wieselchen«.
Die letzte Station auf dem Leidensweg der als Hexen verleumdeten Frauen und Männer war ihre Hinrichtungsstätte, der Escher.

 

Worms

Die frühere freie Bischofsstadt am Rhein war und ist eine Stadt in der verschiedene religiöse Richtungen sich gegenseitig bereichern. Im Mittelalter war Worms ein Zentrum jüdischen Lebens in Europa und Tagungsort zahlreicher bedeutender Reichstage. Schon kurz nach dem Beginn der Reformation wurde im Jahre 1520 in der Magnuskirche evangelisch gepredigt.
Auf dem Reichstag 1521 musste sich Martin Luther vor Kaiser Karl V. für seine Lehre verantworten. Luther zog unerschrocken nach Worms „auch wenn in der Stadt so viele Teufel wären wie Ziegeln auf den Dächern“. Er weigerte sich zu widerrufen und wurde dafür mit der Reichsacht belegt. Die Stadt nahm die evangelische Lehre schnell an, wenn auch der Dom weiterhin katholischer Bischofssitz blieb. In der Wormser Druckwerkstatt von Peter Schöffer dem Jüngeren wurden zahlreiche reformatorische Schriften wie die „Evangelische Deutsche Messe“ (1524) zwei Jahre vor Luthers „Deutscher Messe“ (1526) oder die „Wormser Bibel“ (1529) als erste deutschsprachige evangelische Vollbibel vor Luthers Gesamtübersetzung von 1534 gedruckt. Auch der englische Reformator William Tyndale ließ 1526 seine Übersetzung des „New Testament“, das heute als Meilenstein der englischen Reformation und der modernen englischen Sprache gilt, in Worms drucken. In den Jahren 1540/41 und 1557 fanden in Worms Religionsgespräche statt, um zwischen den Konfessionen im Reich zu vermitteln. In Anlehnung an diese Tradition wurden im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 erneut „Wormser Religionsgespräche“ ins Leben gerufen, die der interreligiösen Verständigung dienen sollen.
In Erinnerung an Luthers Widerruf beim Reichstag zu Worms wurde 1868 das Lutherdenkmal eingeweiht, das bis heute eines der größten Reformationsdenkmäler der Welt ist. Es zeigt Martin Luther umringt von den Vorläufern der Reformation, sowie seine theologischen und fürstlichen Mitstreiter. Dem Aufenthalt Luthers in Worms ist auch das Lutherzimmer im Museum der Stadt Worms im Andreasstift gewidmet. Ausgestellt sind eine Kopie einer Luther-Bibel aus dem Jahr 1521 mit handschriftlichen Eintragungen des Reformators (das Original verwahrt die Stadtbibliothek), der Lutherkopf, den Ernst Rietschel ursprünglich für das Luther-Denkmal entworfen hatte, und vieles mehr. Eine einzigartig reiche Sammlung von Bibeln und Schriften (617 Titel) aus dieser Zeit hat die Wormser Stadtbibliothek in Gewahrsam, darunter auch eine Reproduktion des „New Testaments“ von William Tyndale. Regelmäßig werden öffentliche Führungen zu Luther und der Reformation in Worms angeboten. (www. reformation-cities.org)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kaiserdom St. Peter
  • Nibelungenbrücke
  • Lutherdenkmal
  • Lutherkirche
  • Synagoge und Raschi-Haus

 

Kaiserslautern

Die Reformationsgeschichte der Stadt Kaiserslautern liest sich vergleichsweise unspektakulär. Auch wenn der Verlauf der Ereignisse wahrlich frei ist von Wendungen und Auseinandersetzungen, so bedarf es doch noch einiger Grundlagenforschung, um die fehlenden Details aufzuarbeiten.
Im Jahre 1554 baten die Stadtoberen Kaiserslauterns den Rat der evangelischen Reichsstadt Straßburg um Unterstützung bei der Einführung der Reformation. Dies war ein kluger Schachzug, hatte doch schon die pfälzische Stadt Landau unter der Protektion des mächtigen Straßburg relativ unbehelligt das lutherische Bekenntnis in ihrer Stadt einführen können.
Bereits die Kurfürsten Ludwig V. und Friedrich II. hatten eine tolerante Religionspolitik an den Tag gelegt – oft wird ihnen auch in der seriösen Forschung eine starke Nähe zum Luthertum bescheinigt, so hat Friedrich II. (1544-56) nachweislich ab 1545 öffentlich das Abendmahl nach evangelischem Ritus empfangen. Erst mit Ottheinrich (1556-59) wurde das Territorium auch reichsrechtlich zu lutherischem Gebiet, er wie sein Vorgänger förderten die Universität Heidelberg beherzt in reformatorischem Sinne.
Die vor Ort wirkenden Reformatoren erhielten großen Zulauf durch die Bevölkerung Kaiserslauterns. Der Ort war von evangelischen Reichsstädten umgeben und hatte in der Umgebung eine große Zahl evangelischer Reichsritterschaften zu verzeichnen, viele lutherisch gesinnte Prediger fanden in der Stadt Einzug. (www.regionalgeschichte.net)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kaiserbrunnen
  • Stiftskirche

 

Saarlouis

1697 – Der Friede von Rijswijk – ein Friede, der Saarlouis „Arme und Beine abschlug“
Im Frieden von Rijswijk verlor Frankreich 1697 fast alle reunierten Gebiete, konnte aber die Festung Saarlouis mit den Dörfern Wallerfangen, Beaumarais, Roden, Fraulautern, Ensdorf und Lisdorf behaupten. So wurde die Stadt mit ihrer Bannmeile zu einer französischen Exklave in lothringischem Gebiet. Die wohlhabende Oberschicht wanderte ab und die Bürger klagten in ihren Privilegiendenkschriften über den Frieden, „der Saarlouis Arme und Beine abschlug“. In der Folgezeit wurden die Privilegien immer stärker beschnitten, und die Bürger hatten unter immer größer werdenden Steuerlasten zu leiden. Dieses Klima allgemeiner Enttäuschung und Unzufriedenheit bot dem Gedankengut der Französischen Revolution einen fruchtbaren Nährboden. Adolphe de Lasalle, 1762 in Saarlouis geboren und Richter am dortigen Präsidialgericht, vertrat als Abgeordneter des 3. Standes den Bezirk Metz in der 1789 gebildeten Nationalversammlung. Ab 1791 bestimmte der Jakobinerclub die politische Szene, und bald zählte Sarre Libre, wie die Stadt seit 1793 hieß, zu den radikalsten Städten Frankreichs. Auf dem Großen Markt vollzog 1794 eine fahrbare Guillotine sogar zwei Hinrichtungen. Während der Herrschaft Napoleons wurden aus den zornigen Revolutionären glühende Anhänger des Kaisers. Über 200 Offiziere stellte Saarlouis in der Grande Armée, unter ihnen Marschall Ney, den Napoleon selbst „le brave des braves“ nannte – „den Tapfersten der Tapferen“. (www.saarlouis.de)
Der Hugenottenweg im Saarland
Der Wanderpfad verläuft entlang des Fluchtweges, den die französischen Protestanten von Courcelles-Chaussy benutzten, um sich vor ihren Verfolgern bis in die sichere, weil lutheranisch geprägte Grafschaft Saarbrücken-Nassau zu retten. Ludwig XIV. hatte 1685 das Duldungsedikt von Nantes aufgehoben, das bis dahin den Protestanten Glaubensfreiheit gewährt hatte. Was ihnen drohte, wenn sie an der evangelischen Konfession festhielten, hatte Pfarrer Jeannet am 21. Oktober 1685 in seiner Predigt vor der versammelten Gemeinde unverhohlen geschildert: „Verbot der Gottesdienste, Vertreibung aller Pfarrer, totale Zerstörung aller Kirchen, Verbannung der Männer auf die Galeeren, Zwangseinweisung der Frauen in die katholischen Klöster.“ Daraufhin setzte über Nacht der Massenexodus ein. Der mit dem blauen Hugenottenkreuz ausgeschilderte Weg ist größtenteils identisch mit der einstigen Römerstraße zwischen Metz und Saarbrücken sowie mit der mittelalterlichen Salzstraße. Man durchquert zuerst den Forêt de Courcelles, dann Dörfer, deren Namen von der zweisprachigen Tradition dieser Region zeugen: Bannay (Bizingen), Brouck (Bruch), Narbéfontaine (Memersbronn) oder Boucheporn (Buschborn). In Fouligny (Füllingen) markiert die Nied die Sprachengrenze, auf der einen Flußseite spricht man mehrheitlich Französisch, auf der anderen deutsch-lothringischen Dialekt. (Bericht FAZ)
Das weltweit verbreitete Hugenottenkreuz ist besonders in Frankreich zu einem Erkennungszeichen der reformierten Christen geworden
Sehenswürdigkeiten:

  • Festung Saarlouis

 

Metz

Metz, die Hauptstadt der Lorraine im Nordosten Frankreichs, entstand aus einer Keltensiedlung, wurde 52 v. Chr. von den Römern erobert und entwickelte sich – an der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz – zu einer der größten Städte Galliens. Bereits im 2. Jahrhundert besaß die Stadt 40.000 Einwohner und war somit größer als Lutetia (Paris). Metz war ca. tausend Jahre lang freie Stadt, bis sie im Zuge der französischen Revolution an Frankreich angegliedert wurde. Dannach wechselte sie im Laufe der Geschichte mehrmals die Staatszugehörigkeit zwischen Frankreich und Deutschland, was auch heute noch am architektonischen Stilmix erkennbar ist. Die Kathedrale Saint-Etienne de Metz ist eines der schönsten und größten gotischen Kirchengebäude in Frankreich.
Hugenotten in Metz – Sie flohen bei Nacht und Nebel mit Pferdekarren oder zu Fuß, viele wurden gefasst und ins Gefängnis gesteckt, andere mussten als Galeerensträflinge dafür büßen, dass sie vom protestantischen Glauben nicht abschwören wollten. Mehr als 200.000 französische Hugenotten flüchteten im 16. Jahrhundert ins Ausland, gut 44.000 von ihnen nach Deutschland. Sie gründeten Gemeinden wie Erlangen oder den alten Berliner Stadtteil Friedrichsstadt, bereicherten das kulturelle Leben in Frankfurt am Main oder Potsdam und schafften es auf hohe Posten in Politik und Armee.
Nachkommen der Glaubensflüchtlinge machten sogar Karriere in der preußischen Armee, wie der Offizier Fréderic de la Motte-Fouqué, der Ende des 18. Jahrhunderts während der napoleonischen Kriege gegen Franzosen kämpfte. Andere gelangten zu Einfluss in der Politik. Jean-Pierre Frédéric Ancillon etwa, der Ururenkel eines „refugiés“ aus Metz, brachte es unter Kaiser Wilhelm I. zum preußischen Außenminister. Auch der ehemalige DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière ist ein Nachfahr von Hugenotten. (von Jutta Hartlieb, AFP)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kathedrale Saint-Etienne
  • St. Peter auf der Zitadelle
  • Deutsches Tor

 

Verdun

Welthauptstadt des Friedens, die Stadt Verdun ist durch eine bedeutende historische Vergangenheit gekennzeichnet. Die unterirdische Zitadelle der Stadt, die zwischen 1890 und 1893 gebaut wurde, erinnert wirklich an die schmerzhafte Vergangenheit des Ersten Weltkrieges. Der Besuch dieses Ortes erlaubt, die während dieser Periode stattgefundenen Ereignisse besser zu verstehen. Verdun empfängt heute das Weltzentrum des Friedens, der Freiheit und der Menschenrechte. (www.france-voyage.com)
Sehenswürdigkeiten:

  • Unterirdische Zitadelle
  • Cathédrale N.-D.- de Verdun
  • Das Beinhaus von Douaumont „Ossuaire de Douaumont“

 

Chalons en Champagne

Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich Châlons zu einem wichtigen französischen Handelsplatz. 1147 predigte hier Bernhard von Clairvaux den Kreuzzug in Anwesenheit des Königs Ludwig VII. und des Papstes Eugen III., die zur feierlichen Einweihung der Kathedrale in die Stadt gekommen waren. 1214 nahm die Miliz von Châlons an der Schlacht von Bouvines teil. 1360 vereinigte König Johann II. die Grafschaft Châlons mit der Krondomäne. Während des Hundertjährigen Kriegs schlugen die Einwohner von Châlons 1430 und 1434 etwa 8000 anrückende Engländer zurück.
Ende des 16. Jahrhunderts stellte sich die Stadt auf die Seite des französischen Königs Heinrich IV., der daher 1589 das Parlament von Paris nach Châlons verlegte. Am 15. Juni 1591 wurde hier auch die gegen Heinrich IV. gerichtete Exkommunikationsbulle Papst Gregors XIV. sowie 1592 die Bulle Clemens’ VIII. öffentlich durch den Henker verbrannt. (www.wikipedia.org)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kirche Notre-Dame-en-Vaux
  • Kathedrale Saint-Étienne

 

Paris

Pariser Bluthochzeit – Die Bartholomäusnacht 1572
Die Bartholomäusnacht ist eines der traurigsten Ereignisse der französischen Geschichte und auch heute noch fest im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung verankert. Zentrales Thema war der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten.
Pariser Bluthochzeit: Mit der Hochzeit der Katholikin Margarete von Valois, einer Tochter Katharina von Medicis, und des ebenfalls adeligen Protestanten Heinrich von Navarra wollte man die beiden Parteien miteinander versöhnen. Doch es kam ganz anders. Vermutlich war es die Königinmutter Katharina von Medici, die befahl, den Admiral Gaspard de Coligny und andere Protestantenführer anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 in Paris zu ermorden. Deshalb wird die Bartholomäusnacht auch Pariser Bluthochzeit genannt. Die Bartholomäusnacht verdankt ihren Namen der Tatsache, dass es sich beim besagten 24. August um den Festtag des heiligen Bartholomäus handelte.
Die Anstifter Admiral Gaspard de Coligny sollte eigentlich schon zwei Tage vorher sterben, der Anschlag schlug allerdings fehl. Als Motiv gab der König Karl IX. an, dass er mit dem Massaker einer Verschwörung der Hugenotten entgegenwirken wollte, für die jedoch die Beweise fehlten. Verantwortlich war neben Karl IX., dem Herzog Heinrich von Guise und dem katholischen Spanien auch die Kirche. Sie nahm das Massaker nicht nur stillschweigend hin, nein, zum Gedenken an die Batholomäusnacht ließ Papst Gregor VIII. eine Siegesmedaille prägen, die dem Gemetzel an den Hugenotten huldigte.
Die Bartholomäusnacht und kein Ende. Die Bartholomäusnacht kennzeichnete den Beginn eines schrecklichen Massakers, dem Tausende von Menschen zum Opfer fielen. Nachdem die Mordtruppen den Leichnam des Admirals Coligny aus dem Fenster seines Hauses warfen, ging der Mob dazu über, die anlässlich der Hochzeit nach Paris gereisten Hugenotten zu beseitigen. Zu den Opfern zählten nicht nur Männer, sondern auch wehrlose Frauen und Kinder. Angestachelt wurden die Massen unter anderem durch den Aufruf des Herzogs von Guise, der das Geschehen damit rechtfertigte, dass der König es so wolle. Infolge der Bartholomäusnacht starben allein in Paris rund 3 000 Menschen einen gewaltsamen Tod. Das Morden dauerte von August bis in den Oktober hinein an. Von Paris aus breitete sich die Welle der Gewalt in zahlreiche andere Städte aus, zum Beispiel in Bourges, Rouen, Meaux, Orléans, Albi, Gaillac, Bordeaux und Toulouse. Die Zahl der Opfer wird auf 5 000 bis 15 000 geschätzt. Unter anderen starben der Humanist und Philosoph Petrus Ramus und der Komponist Claude Goudimel. Allein ihrem hohen Rang hatten es Heinrich von Condé und Heinrich von Navarra zu verdanken, dass man sie schonte. Sie konnten sich entscheiden, ob sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen, gehängt werden oder zum katholischen Glauben konvertieren wollten. Aus diplomatischen Gründen und auch zum Selbstschutz wandte sich Heinrich zeitweise dem Katholizismus zu. Heinrich von Navarra bestieg im Jahr 1589 als Heinrich IV. den französischen Thron. (www.paris360.de)
Sehenswürdigkeiten:

  • Kirche Notre-Dame-de-Paris
  • Pantheon
  • Bastille
  • u.v.m.

17. Juli 2015, Rothenburg/O.L.

Das große Packen begann voller Vorfreude auf die Tour. Unsere Tetris-Meister hatten es in diesem Jahr dank dem geräumigen Bus auch relativ einfach.

 

18. Juli 2015, Görlitz – Eisenach, 376 km

Punkt dreiviertel 11 elf rollte unser Zug aus dem Görlitzer Bahnhof gen Eisenach – über Dresden, Leipzig und Weißenfels. Unseren ersten 45-minütigen Freigang verbrachten wir individuell in Grüppchen auf dem Leipziger Bahnhof. Nach kleinem Kaffeeklatsch im Eiscafé wurde Eikes Lesebrille, eine von vier, direkt mit abserviert – dieser fehlten ein Glas und ein Bügel. Auf dem spektakulären Bahnsteig in Weißenfels warteten wir auf die nächste RB – zur Aufklärung: Die Ramona Buchert-Bahn ,-) In der Zwischenzeit referierte Eike über die Geschichte von Weißenfels und über das Burgenland – hoch interessant! Dabei sichteten wir Eisschirme – im Volksmund auch Eis-Wolken, Eisständer oder auch Saturn-Wolken genannt. Im Zug sammelten wir viele neue Eindrücke und hatten einprägsame Erlebnisse: Eine Frau hatte Angst vor einer Tür, doch Jonas war nach strenger Aufforderung von Caroli sehr hilfsbereit. Zwei Flaschen Sekt und viele interessanten Unterhaltungen später erreichten wir bei Regen den Bahnhof in Eisenach. Zu unserem heutigen Nachtlager, beim TC Blau-Weiß Eisenach 1920 e.V., liefen wir die zwei Kilometer im strömenden Regen… Jörg und Karl erreichten mit dem weißen Tourbus Eisenach bereits vier Stunden vor uns – unterwegs lauschten sie Kabarett. Zum Abendbrot gab es traditionell Kartoffeln und Quark mit begehrtem Hering und Leberwurst – ein Highlight auf jeder Tour!

 

19.Juli 2015, Eisenach – Rasdorf, 63 km

Der Tag begann regnerisch, mit einem Sonntagsfrühstück unterm Shelter. Carola rätselte fleißig Sudoku. Eikes Wetterprognose sagte uns erst für nachmittags um vier Sonne zu. Doch es kam anders…
Im ersten regenfreien Moment wagten wir endlich den Start, alle waren voller Vorfreude auf „Ferien im Sattel“. Die erste Bremsung von Jane nach 10 Metern, hatte den Absturz ihrer Radtasche zur Folge. Den ersten Sturz hatten wir anschließend nach 250 m – Jörg verlor, beim coolen Sprung über den Bremshügel, seine Fahrradtasche, Marius, dicht hinter ihm, zog ordentlich an den Bremsen und rutschte mit seinem Rad über den Asphalt. Zwei Schürfwunden, einem kurzen Schock und einer wieder aufgelegten Kette später, ging es weiter. Erster Stopp war am Fuße der Wartburg. Gern hätten wir sie per Rad erkundet, allerdings empfahl uns der Parkplatzmonchichi entweder zu Fuß, per Rentner-Shuttle (unklimatisiert) oder auf den Wurst-Eseln Max, Bärbel und Peter die Burg zu erklimmen. Steffen wäre gern „Esel gefahren“. Wir entschieden uns anders!
Unsere neue Reiseleiter Jonasss hatte bereits nach wenigen Kilometern leichte Orientierungsschwierigkeiten – der nette Mann aus dem Rostbratwurstverkaufswagen, neben dem Esel-Shuttle, brachte uns wieder auf den rechten Weg. Stock-, Stein-, Kies- und Schlammwege waren die Folge – es gab kein Zurück mehr. Mandy-Jaquelines (MJay alias Anja) Navi baute ununterbrochen Kalorien ab, aber eigentlich sagte es uns, dass wir falsch fahren. Freilaufende bissige Hunde scheuchten uns zur ersten Einkehrmöglichkeit (5 Kilometer von der Wartburg entfernt). Als wir endlich die Bundesstraße erreichten, nach 10 Kilometern, erblickten wir ein Schild: Eisenach: 5 Kilometer!!
Wilhelmsthals „Scheißweide im Schlosspark“ lud uns zu unserer ersten richtigen Rast ein – nach 15 Kilometern! Das 8 Kilometer entfernte Tiefenort war dagegen wesentlich chillexiger. Unser Eiki garnierte im Tourbus die besten trockensten Eisenacher Semmeln mit Wurst und Käse – Melone und Tomate steuerte unsere Fantasie bei. Jane profitierte bei Abfahrt von ihren meteorologischen App-Seherischen Fähigkeiten und brachte ihren „Triumph“ im Tourbus unter. Der Rest traute ihren Fähigkeiten nicht und fuhr durch den Lutherstammort Möhra bis zum Point Alpha (der innerdeutschen Grenze bis 1989): Hier setzte am 12%igen Anstieg völlig unerwartet der peitschende Regen ein. Während wir am Berg in tropfnassen Klamotten um unser Leben kämpften und kurz vor der Unterkühlung standen, bauten unsere Tour-Muttis und Eike in aller Seelenruhe die Zelte auf, traten Sauerkraut, ernteten Kartoffeln, stopfen Bratwürste und chillten die Base. Aber eigentlich delegierten sie die ganze Arbeit an die fleißigen Dorfkinder des Jungendzeltplatzes am Kirchberg (Link zum hervoragenden Jugendzeltplatz). Völlig freiwillig empfingen sie uns mit tosendem Applaus und Kaffee. Nach unserem Zwei-Gängemenü, inklusive Luther-Keulchen, stimmte Karl unterm Shelter erste Weihnachtslieder an – dabei genossen wir guten, teuren Urlaubsweinwein aus Plastikbechern.

 

20. Juli 2015, Rasdorf – Lieblos bei Gelnhausen, 119 km

Wir freuten uns nach einer nassen Nacht, dass wir im Trockenen frühstücken konnten. Frohen Mutes wollten wir die Zelte abbauen, bis es endlich mal wieder anfing zu regnen. Dabei warfen wir einen Blick auf die noch nasse Wäsche vom Vortag. In blauen Säcken wurden die Zelte provisorisch gestopft, weil das Zusammenlegen eh keinen Sinn hatte. Mit „ultra guter“ Laune ging es im Nieseln, später dann Starkregen, der sogar auf der Haut weh tat, auf die lange Reise nach Lieblos auf den Fußball Platz von SV Melitia Roth 1911 e.V. Gegen Mittag ließ der Regen nach, die Laune wurde sonniger und wir fuhren in Fulda ein. In einer kleinen süßen Kurve verlor Ningel-Momo die Kontrolle und stürzte auf den Bordstein. Aber es ist glücklicherweise nichts passiert, nur die Regenjacke wurde in Mitleidenschaft gezogen. Dort fragten wir einen wirklich sehr netten Ordnungshüter, wo der nächstbeste Döner zu finden ist. Schade, dass der im Dienst war, sonst hätte er uns eine ausführliche Erklärung über die Stadtgeschichte gegeben, so ist es bei der Kurzfassung von ca. 10 Minuten geblieben. Auf dem Weg zum Kebab Haus erkundeten wir mit den Rädern die schöne Altstadt. (Anmerkung: Die Döner/Dürüm waren wirklich super!!)
Die folgende bergige Strecke forderte uns einiges ab. Gegen um 16:00 Uhr machten wir nochmals eine Pause und stärkten uns für die kommenden 60 km. Ab da fuhren wir die Werra entlang und genossen eine wirklich schöne Gegend. Gegen um 20 Uhr erreichten wir den Sportplatz, wo das Essen (Putengeschnetzeltes mit Reis) quasi auf uns wartete und die Zelte schon standen. In der Gemeinschaftsdusche säuberten wir uns mit letzter Kraft und genossen noch einen schönen Abend.

 

21. Juli 2015, Lieblos – Darmstadt, 90 km

Nach einer maukigen Nacht freuten wir uns erneut auf Regen, der aber doch ausblieb. Leider! Wir starteten wirklich mit guter Laune bei etwas mehr als 28 Grad in Richtung Babenhausen. Unterwegs haben wir uns weder verfahren noch ist etwas Ungeplantes passiert. Steffen wartete mit einen hervorragend zubereitetem Menü aus leckerer Melone, Tomate, Gurke, Paprika, Banane, Kuchen, Brötchen und diversen weiteren Schmankerln auf dem Sparkassenparkplatz auf uns. Nach dem Essen brauchten wir nur noch eins: Eis! Das holten wir uns beim Italiener „Pepe“ um die Ecke.
Mit voller Kraft und Busfahrerwechsel ging es sportlich weiter. Während wir noch auf der Strecke waren, erhielten Jonas und Eike eine mehr als ausführliche Einweisungsbelehrung in praller Sonne zu unserem Nachtquartier (Baseball Club Darmstadt Whippets). Vor Ort wurde uns eine wirklich gut ausgestattete Anlage mit Holz-Shelter, Küche, Kühlschrank, Männerduschen und Open-Air-Übernachtung geboten. Zudem durften wir dem heimischen Club beim schweißtreibenden und staubigen Training zusehen. Nebenbei widmeten wir uns unserer Wäsche. P.S. unsere Erwartungen wurden „voll“ erfüllt. Zum Abendessen (mediterrane Nudeln mit Feta, Tomaten und Rucola) empfingen wir noch unsere lieben Gäste: Dr. Susi mit Dirk und Greta, „Kinn-Lena“ und unsere Michi.

 

22. Juli 2015, Darmstadt – Worms, 42 km

Um die Vielfalt der Übernachtungsmöglichkeiten im Freien bei milden Temperaturen mussten wir uns keine großen Gedanken machen: Wir nutzen Tribünen, den Holz-Shelter, die Ersatzbank und die große Wiese. Nach aufwendigen Räumungsarbeiten verließen wir unser Camp Richtung Worms. Die Sonne prasselte auf unsere Köpfe, während wir an dem ebenen Rhein-Main-Radweg an vielen Agrarflächen sowie am AKW Biblis vorbeifuhren. Zwischendurch machten wir kurze Rast im Europa-Park. Marius nutzte das bereitstehende Schiff für ein kleines Workout. Kurz nach dem Mittag fanden wir uns am Wassersportverein am Rhein ein, wo unserer Robert zu uns stieß.
Den Nachmittag verbrachten wir mit baden, entspannen, schlafen, essen und zu guter Letzt mit einer Besichtigung der Wormser Innenstadt. Unsere Erwartungen waren sehr groß. Dabei sahen wir einen nicht begehbaren Dom-Vorplatz (die Vorführung der Nibelungen-Saga wurde vorbereitet), das Luther-Denkmal sowie bei jeder Gelegenheit plantschend M-Jay und Fanny. Kurz vor Feierabend im Dom beteten noch einige von uns und legten ein paar Beichten ab. Vorher jedoch genossen wir Kaffee, Eis und Bier im hippsten Café in Worms, während Eike und Marius im A+C Asia-Shop noch einen schicken Gürtel für unseren Sohn kauften. Der Café-Wirt empfahl uns für das Abendessen drei Gasthäuser am Rhein.
Beim ersten Wirtshaus war kurz vor uns eine große Gruppe von Weißköpfen und domestizierten Silberrücken eingekehrt und beim zweiten gab es einmal Selbstbedingung (SB) und einmal Vollverpflegung – Zweiklassen-Gesellschaft. Während die Jugend sich die Getränke selber holen und das Essen sofort bei Auslieferung begleichen musste, hatten die Älteren unter uns fünf verschiedene Kellner abwechselnd am Tisch. Allerdings konnten die sich alle nichts merken – empfahlen uns allerdings den „Himbi“. Zum Fazit des Essens kann man einfach nur sagen: Es war überpfeffert, es war fettig, fettig, fettig und wusstet ihr schon? Fettig! Komplett voll gefressen machten wir uns auf den echt weiten Weg zum 178 m entfernten Nibelungen-Denkmal. Dort entdeckten wir weiter entfernt noch eine Beach-Bar. Bei diversen Cocktails, Bieren und alkoholfreien isotonischen Gemischen sowie einer genialen Aussicht auf den Rhein und auf die vielen verschiedenen Binnenschiffe ließen wir den Abend gemeinsam ausklingen.
Zurück im Faltboot Verein saßen wir noch gemütlich mit den Vereinsmitgliedern zusammen. Gesprächsthema zu später Stunde war das Wetter und die Frage nach dem Regen. Mit einem gekonnten Blick auf die „Agrar-App“ wurde uns versprochen, dass es die ganze Nacht über garantiert nicht regnen wird. Nur wenig später lag ein Geruch von Regen in der Luft und Fanny rannte bereits, um ihr längst bezogenes Schlaflager unterm Baum zu retten… Nun mussten wir unsere geplanten Schlafplätze im Freien unter verschiedenste Überdachungen verlegen – Gott sei Dank gab es keine Ratten.

 

23. Juli 2015, Worms – Ramstein-Miesenbach, 91 km

Der Tag begann mit einem Frühstück in der Sonne, unserem unvergesslichen Blick auf den Rhein sowie mit ersten Planungsgesprächen zum 5 km-langen „Eiki-Beach“ in Görlitz an der Neiße. Josi schmiedete eifrig Pläne zur Binnenschifferin umzuschulen, um auf der Neiße lang zu schippern und diverse Dienstleistungen anzubieten, u.a. Postbotentätigkeit und ein Einkaufsservice für Ältere. Danach das Übliche: Aufwaschen, Taschen und Bus packen, Tour- und Startbereitschaft herstellen, Quartier ordnungsgemäß und besenrein verlassen. Nach kleiner Aufwärmrunde stieg Karl von seinem störrischen „Kelly Carter“ ab. Ein extrem blöder und steiler Berg der sogenannte „Weinsteig“ bildete den Auftakt zu unserem heutigen Hügelabenteuer. Dieses bildete seinen Höhepunkt in Treibsand, Navigationsfehlern und vielen Auf und Ab.
Sharonda alias Bianca und Josi hatten bereits viertel zwei das Essen am Bus fertig. Die Gruppe traf allerdings erst kurz vor vier ein – komplett erschöpft und von der Strecke gezeichnet. Für die beiden Busfahrerinnen unvorstellbar, wie man für 20 km über zwei Stunden braucht. Die Sonne ließ den Schatten vom Baum so wechseln, dass die Picknick-Decke ständig gerückt werden musste. Anstrengend….  Eike ist zu uns zugestiegen und als wir unterhalb des Ottersbergs die richtige Strecke befuhren, fanden wir eine völlig verwirrte Fahrradgruppe vor, die in die nicht-korrekte Richtung fuhren. Auf dem Weg zu einem neuen Umweg-Rekord. M.-Jays Navi wollte immer wieder, dass gewendet wird.
Im Bus fanden wir nach zwei-drei Englisch-sprachigen Nachfragen im Großbritannien-Viertel der Airbase Stadt Rammstein das schöne Pfadfinderlager. Das war dermaßen überfüllt, dass wir kaum die Zelte aufstellen konnten (Anmerkung: Ironie). Dem Platzwart war die Überforderung von einer Gruppe sehr anzumerken. Der Sanitärtrakt war sehr dekadent, aber schön. Die Küche war sogar mit Zeitschaltuhr gesichert. Zum Abendessen gab es leckeres Chili con Carne mit sauren Gurken, Reis und Brot. Wir können uns wirklich nicht beschweren. Allerdings war der militärische Lärm (Flugzeuge und Drohen) in der Nacht kaum zu überhören.

 

24. Juli 2015, Ramstein-Miesenbach – Saarlouis, 80 km

Unsere Jane verließ uns heute gen Heimat – 12 Stunden im Zug standen ihr bevor. Was sonst noch? Die Wespenplage verfolgte uns auch hier. Ein Glück, dass wir unverletzt vom Platz gekommen sind. Nach nur wenigen km hatte Jörgs Pegasus die Hufe hochgerissen. Also das Hinterrad hat sich festgefahren und zwang uns zu einem langen Notstopp an einer Tankstelle in einem furchtbar kleinen Ort, welcher nicht sehr einladend war. Jörg, der zudem unter Magenkrämpfen und Geburts-ähnlichen Schmerzen litt, stieg in den extra zurück gerufenen Bus ein und wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein unsere Tour fort. Zum Mittag dönierten wir im Ottweiler Kebab-Haus und genossen die magere historische Altstadt. Wenn Worms Magermilch ist, dann ist Ottweiler zumindest doch die Vollmilch. Zwischen undefinierbaren architektonischen Ausrutschern aus Beton und Mega-Stromtrassen fanden sich immer mal wieder schöne, durchdesignte Einfamilienhäuser im Kachelstyle. Am Abend waren wir beim SV Frauenlautern-Saarlouis. Damit ihrs wisst: Fußball, dass ist 09!! Selbstverständlich fing es zum Grillen an zu regnen. Nach zwei Monaten das erste Mal hier in der Gegend!! Der Kunstrasen freute sich.

 

25. Juli 2015, Saarlouis – Metz, 72 km

Früh regnete es endlich mal wieder zum Start der Tour. Vom Winde verweht war das Pulver unseres Kaffees und auf dem Weg zum Brötchen holen fragte eine liebe Frau: „Du hascht hunger, wa?“ Die Fußballer liefen zu einem tollen Fotoshooting auf, als die fleißige Putzfrau schon die Sachen von uns aus den Kabinen wischte. Wir frühstückten unterdessen unverändert auf der Treppe weiter.
Zum Start unserer Tagesetappe fuhren wir im Zick-Zack durch Saarlouis. Der direkte Weg wäre einfacher gewesen. Leider war extrem schlechte Laune-Wetter angesagt, weil es bergig, windig und regnerisch zugleich war. Der enorme Gegenwind ist noch mal extra zu erwähnen! Ramona wehte es fast vom Weg ins Feld. Der erste Anstieg auf dem Weg nach Berus verlangte uns viel zu viel ab, doch zur Stärkung gab es „Katzenfutter-Salami-Sticks“, Magnesium-Cocktails und Gruppenkuscheln unter einem Baum, als Schutz vor dem Regen. Im Regen entpuppte sich dann auch ein „Kohlweißling“ (Poncho von Jörg). Nach dem zweiten Anstieg ritten wir bei starken Regen in den Margeriten-Hof ein. Der Wirt hatte Mitleid mit uns nassen Rad-Fahrern und gab uns für einen kleinen Obolus in die Kaffee-Kasse Kaffee und Tee. Er war nicht sehr begeistert als wir alle noch mal in die frisch gewischten Toiletten-Räume gingen, bevor die Hochzeitsgäste eintrafen.
Als der Regen nachließ sahen wir einen Betonklotz, der als Europadenkmal gekennzeichnet war.
Völlig stolz erreichten wir das Grenzschild zu Frankreich. Da machten wir noch fix ein Erinnerungsfoto und kämpften uns im Gegenwind nach Metz einen ab. Wir machten viele kleine Pausen bis wir die große Pause in Frankreich machten. Das Essen schmeckte wie immer wunderbar. Als wir unseren Weg weiter befuhren, klingelten die Telefone ständig: Unser Transporter sprang nicht mehr an. Das bekamen wir aber leider erst nach mehr als 10 km mit. Viel Trara folgte. Karl fuhr mit Rückenwind zum Transporter zurück um Ningel-Momo und Steffen zu unterstützen. Die „Eike-App“ kann auch Ferndiagnose. Daraufhin folgten viele schöne große und kleine Organisationspausen. Den Stress kann sich sicher jeder gut vorstellen, wenn man im Urlaub eine undefinierbare Panne hat. Ramona war ständig an der Servicehotline für die Herren. Die Fernwartung war schlussendlich sehr erfolgreich, sodass wir fast Zeitgleich mit dem Bus am Zielort eintrafen.
Auf dem stylischen Zeltplatz verfütterte unsere Entenmutti Steffen das Frühstücksbaguette an die Enten. Zu 22 Uhr gab es dann auch ein sehr leckeres pikantes Wurstnudel Gericht mit Salat à la Marius.

 

26. Juli 2015, Metz – Verdun, 64 km

Bei strahlendem Sonnenschein standen wir nach einer sehr kühlen Nacht auf. iRobert nutze noch völlig kältegeschockt die ersten Sonnenstrahlen, um aus seinem Zelt zu kriechen, seine solar-panel-Batterie aus der Schweiz auszuwerfen, um dann schnell wieder ins Zelt zu kriechen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt unser Frühstück bereits zu uns genommen. Die Sonntagseier, welche von Eike gekocht wurden, waren sehr lecker. Die Tourmuttis wussten bereits von der Tagesetappe und entschieden sich für die Busfahrt. Was für eine super Entscheidung!!!
In Mas de Tour gelang es Eike und den Damen eine Bäckerei (Boulangerie) völlig leer zu kaufen, im gefühlten Umkreis von 500 km. Nur um die hungrigen Mäuler der hügel-auf geplagten Radfahrer zu stopfen. Die Strecke glich einen Profil wie 100 mal Kunnersdorfer Senke hoch und runter. Trotzdem waren wir schneller als der Bus.
In Verdun suchten wir den Zeltplatz, hatten uns allerdings reichlich verkarlt (Anmerkung der Redaktion: verkarlen ist, einen Strecke zu fahren, obwohl man weiß das die Alternativroute die Richtige ist.) Vor Ort waren die Tourmuttis so lieb und wuschen bereits unsere Wäsche. Dabei hingen sie diese auch auf, was allerdings nicht sehr effektiv war, da es wieder zu regnen begann. Wir entschieden uns dann für die Nutzung des Wäschetrockners. In der Zwischenzeit genossen einige von uns einen warmen Kaffee und/oder ein kaltes Bier. Zum Abend gab es Captain Iglo mit Kartoffelstampfs mit Gurken.

 

27. Juli 2015, Verdun – Chalons en Champagne, 60 km, 70 km und 89 km

In der kalten Nacht wurden wir immer wieder vom Regen aufgeweckt, der auch am Morgen immer noch da war – unser treuer Begleiter auf der diesjährigen Tour. Unterm Shelter genossen wir zum Frühstück Croissants und frisches Baguette mit Brie – sehr lecker! Danach bauten wir mal wieder nass ab und unsere Busfahrer Fanny, Sharonda und Dennis verstauten alles tetrismäßig im Tourbus.
Wir freuten uns den Zeltplatz zu verlassen – dessen Markenzeichen: unendlich lange Wege bis zu den wichtigen Örtchen, die zudem in der Zeit von 22 Uhr bis 7 Uhr morgens verschlossen waren…
Hochmotoviert ging es dann auf die Strecke – von Beginn an war unser zweiter treuer Begleiter, der Gegenwind, auch wieder an unserer Seite bzw. ständig vor unserer Nase. Zwischendurch tat der Regen sein Übriges – der „Klamotten-Poker“ begann: Regenkacke an, wieder aus, Weste an, wieder aus, Ärmlinge und Beinlinge an und aus, dann wieder Regenjacke. So ging es den gesamten Tag.
Die heutige Strecke erwies sich als sehr stürmisch, stupide, nervtötend, deprimierend sowie äußerst langweilig und baumlos. Am schlimmsten waren die 8 km vor der zweiten Pause. Uns erwarteten drei langgezogene Hügel. Kaum hatten wir den Ersten erreicht, erblickten wir den Zweiten. Auf dem angekommen, winkte uns der Dritte zu – einfach nur ätzend. Positiv dabei: Während wir uns meistens im zweiten oder ersten Gang fortbewegten, zeigte sich auch endlich die Sonne mal wieder.
Über den letzten Hügel flogen alle – Jörg wartete in Auve mit Melone, Aprikosen, Äpfeln und Limo auf uns – dort hatten wir 60 km hinter uns gebracht. Die Mehrzahl von uns entschied sich, samt Rädern in den Bus zu steigen und ab auf den Zeltplatz zu düsen. Ein kleines Grüppchen blieb auf der Strecke und kämpfte gemeinsam weiter gegen den Wind. Nach weiteren 10 km holte uns der weiße Bus wieder ein. Die erste Ladung wartete auf dem Zeltplatz und der Rest, mit Ausnahme von Nigel-Momo alias Alex, entschied sich ebenfalls für den Bus – wir bereuten es nicht! Nach einer guten Stunde kam dann auch unser Held des Tages noch recht frisch auf dem Platz an – Respekt dafür!
Zum Abendbrot gab es lecker Bauernfrühstück a la Karl mit Salat. Anschließend erkundete die Jugend die Stadt, während die Alten derweil das Lager und die Wäsche bewachten. Gute Nacht!

 

28. Juli 2015, Chalons en Champagne – Charly sur Marne, 107 km

Gegenwind und schönes Wetter empfingen uns am heutigen Tag auf der Strecke – wir waren nach dem gestrigen Tag auf alles gefasst. Den tollen Campingplatz mit sehr kurzen Wegen verließen wir wie immer planmäßig gegen 11 Uhr. 20 km vor der geplanten Mittagspause erhielten wir die Nachricht von unseren Busfahrern Eike, Ramona und iRobert, dass die Ölwanne des Busses gerissen ist. Die geplante Mittagspause fiel aus. Kurzerhand entschieden wir uns im Geiste für eine längere Pause beim großen „M“ in Épernay – es kam wie immer anders. Ein steiler Anstieg sowie das Ortsausgangsschild zerstörten die letzte Hoffnung, wir verließen den Ort, hungrig und enttäuscht.
Stattdessen rasteten wir wenig später und abseits der eigentlichen Strecke auf dem Parkplatz von einem riesigen Supermarkt. Der hatte allerdings gerade Siesta – es passte alles zusammen an diesem Tourtag. Wenig später öffnete der Markt und wir versorgten uns mit Baguette, Käse, „Rosette“-Wurst, Kilos an Gummibärchen, süßen Getränken, Milchschnitten, und und und.
Der eisige Wind vertrieb uns auch von dort und es ging wieder in den Sattel. Die einzig jetzt verbliebene Motivation: Kaffeetrinken. Dreiviertel sechs standen wir an einem einladenden Café, doch die Gruppe entschied anders. Es fing ein wenig an zu tröpfeln und weil wir noch soooo viele Kilometer durch die sehr schöne Landschaft vor uns hatten, ging es gnadenlos weiter. Heute mussten alle durchhalten, denn der Bus war nicht in Sicht.
Unsere drei Busfahrer hatten alles bestens im Griff. Nachdem sie an der Tankstelle die Öllache mit Sand beseitigten, wurden sie von den gelben Engeln abgeschleppt. In der Werkstatt dann die Ernüchterung: Vor Freitag kann der Bus nicht repariert werden. iRoberts Europcar-App erleichterte das Mieten eines Ersatzbusses – es konnte endlich gen Zielort gehen. Dort trafen Busfahrer und Radler fast gemeinsam, aber auf jeden Fall gleich erschöpft ein – es fing endlich an zu regnen.
Der Campingplatz, ein echter Geheimtipp, ließ keine unserer Wünsche offen: viel Platz, heiße Duschen und besten WiFi-Empfang auf den Toiletten. Nudeln mit „Tomatenschlempe“, Gemüse, Würstchen sowie Champagner machten die Nacht doch noch zu einer besonderen und versöhnlichen.

 

29. Juli 2015, Charly sur Marne – Paris, 72 km

Ein letztes Mal bauten wir, Gott sei Dank bei Sonne, unsere Zelte ab. Nach der gestrigen Etappe und dem Verlauf des Tages konnte uns wirklich nichts mehr schocken. Nach 20 m auf dem Rad stellte Steffen auf Eikis „KTM“ einen Platten fest. iRobert und Juri nutzten die kleine Werkstattpause zum Eiseinkauf und –verzehr. Anschließend ging es mit gemütlichem Tempo auf die Strecke. Bereits nach wenigen Kilometern sichteten wir das große „M“. Heute ließen wir es uns nicht nehmen, eigentlich noch gar nicht hungrig, einzufliegen. Nach ausgiebigem Futtern im Grünen und dem Testen des MC-Buchungssystems beseitigten wir die gefühlten 20 kg Verpackungsmüll und weiter ging es. Noch 20 km bis zur Mittagspause und in Gedanken bereits in Paris.
Auch heute war es sehr windig auf der Strecke und iRobert kam bei Kilometer 33 in eine Böe, neben ihm Mandy-Jaqueline. Beide verhakten sich mit ihren Lenkern, ein Sturz war die Folge. Es sah übel aus und klang auch so. Fanny, hinter ihnen, stürzte ebenfalls mit. Die Spitzengruppe radelte zunächst weiter, denn der Wind verschluckte unsere „Stopp-Schreie“.
Mandy-Jaqueline kam mit einer blutigen Schürfwunde am Ellenbogen, einer kleinen Prellung an der Hüfte sowie Risswunden an rechtem Ringfinger und linkem Zeigefinger davon. iRobert lag kreidebleich im Graben, die Birkenstock-Sandalen voll mit Blut, der Nagel der rechten Zehe blutüberströmt und abgerissen (es sah aus wie eine Zweibelschale, die runter hing). Auch der linke Fuß sah ein wenig deformiert aus. Wir informierten den Tourbus, der bereits alles für die Mittagspause vorbereitet hatte.
Dann riefen wir die 112. Fanny regelte derweil den Verkehr, wir versorgten die blutenden Wunden und die geschockten Opfer. Nach mehreren ausführlichen Erklärungen des Unfallhergangs auf Englisch und in Französisch trafen nach gefühlten 30 Minuten die Männer mit dem Krankenwagen ein. Sie versorgten iRoberts Nagel und Fuß, was nicht sehr einfach war, weil iRobert ausdrücklich betonte, nicht angefasst zu werden („Don’t touch me!“).
Unterdies trafen, fast unbemerkt, immer mehr Autos ein: Die Feuerwehr rückte vollausgerüstet mit Riesenkegeln und „Accident-Warnschildern“ ein und sperrte endlich hochprofessionell die Unfallstelle auf der vielbefahrenen Bundesstraße ab. Danach wurde alles noch ausgeleuchtet – wir trauten unseren Augen nicht. Juri machte eifrig Fotos während Ramona filmte. Der dritte Wagen, der anrollte, war die Gendarmerie – mit im Gepäck ein Alko-Tester.
iRobert noch voll kommen unter Schock, wurde professionell am Fuß versorgt und biss unter Schmerzen in die guten Sandalen, um selbigen zu ertragen. Währenddessen fragte er sich, ob er bereits auf N24 zu sehen sei. Anschließend ging es für ihn ins Krankenhaus. Im Krankenwagen erfolgte die Belehrung, dass man nicht mit Sandalen Radfahren sollte. Im Krankenhaus wurde er verladen, mit der Liege durch viel zu enge Türen manövriert und seine Wunde am Zeh schaffte es bei der Krankenschwester unter die Top 10 – sie machte eifrig Fotos. Wir machten uns, noch vollkommen perplex und geschockt zugleich, weiter Richtung Paris. Unterwegs holten wir gegen halb sechs auch noch die ersehnte Kaffeepause vom Vortag nach. Die wenigen verbleibenden Kilometer zu unserem diesjährigen Tourziel rissen wir danach auch noch runter. Vorbei an Wohnmobil-Siedlungen, jeder Menge Müll und ersten Eindrücken der Großstadt, klatschten wir im Tunnel vorm Eurocamping dann mit unserem Roland ab. Auch Eberhardt-Travel war bereits mit dem grünen Schleuserbus eingetroffen sowie iRobert mit Verbänden an beiden Zehen und jeder Menge Verschreibungen für diverse Schmerzmittel. Roland beköstigte uns zur Feier des Tages mit Würsten aus der Heimat, Kartoffelbrei und Salat. Danach schlummerten wir grüppchenweise in unseren tollen Bungalows.

 

30. Juli 2015, Paris zu Rad, 61 km

Ohne Wind, mit viel Sonnenschein, vollgespannt aber leider ohne iRobert machten wir uns heute um circa 11:00 Uhr in Richtung Stadtzentrum auf. Natürlich waren auch wieder die Fahrräder unterm Popo. Vor uns lag eine Sightseeingtour der etwas anderen, moderneren Art. Entlang der Seine haben wir von A bis Z alles im Eiltempo abgeradelt.
Einen etwas längeren Aufenthalt gab uns Roland am Eiffelturm von circa 10 min. Nach kurzem Fotoshooting ging es dann auch schon wieder weiter. Rote Ampeln, viel Verkehr, enge Straßen, radfahrerfeindliche Autofahrer und sehr viele Fußgänger sorgten immer mal wieder für das Auseinanderreißen der Gruppe und leichte Orientierungsprobleme. Eine erste Pause legten wir halb fünf inmitten von Shoppingtempeln auf einer grünen Wiese ein. Ein Toilettengang und ein Eis später ging es auch schon wieder weiter. Wir hackten die berühmte Straße (Champs-Élysées) Richtung Triumphbogen herunter. Danach entschleunigten wir im Park vor Le Louvre. Um Punkt 18:00 Uhr hörten wir die Glocken von Notre-Dame läuten. Nach einer Flasche Wein schnickten wir auch schon wieder los Richtung Campingplatz, wo iRobert uns freudig in Empfang nahm. Zu später Stunde gab es noch Nudeln mit Wurst, roter Sauce, jeder Menge Wein und M-Jays Sirupmixgetränk. Danach erkundigten wir uns im Reiseführer, was wir uns heute eigentlich alles angeradelt hatten. 😉

 

31. Juli 2015, Paris zu Bus/Fuß mit der Eike-App

Wir beschlossen heute die Stadt per Metro und zu Fuß unsicher zumachen. Die Eike-App führte uns gewohnt souverän entlang der Sehenswürdigkeiten. Vor der Kathedrale Notre-Dame kam es dann zu einer ersten Abspaltung: während die Kulturbanausen im „Park“ warteten und eine „Tauben-Hochzeit“ beobachteten, zündeten unsere Kirchgänger Kerzen an. Vollkommen beseelt und be-eindruckt machten wir uns weiter.
Ramona, Roland und Felix-San verbrachen den Tag damit zu, unseren weißen Tourbus aus den Fängen französischer Schrauber zu befreien – in Épernay. Bei Abfahrt in Paris war alles noch unge-wiss, denn laut einem Anruf des ADAC hieß es, dass ein Ersatzteil nicht geliefert werden konnte.
Vor der Fahrt nach Épernay setzten Sie iRobert noch am nächsten Bahnhof aus, damit er sich in der Zwischenzeit, bewaffnet mit Stricksocke, Tablet und seinem Überlebensgürtel, die Stadt per Touri-Bus anschauen konnte – wie auch sonst in seinem Zustand?
Zu Mittag fanden wir uns zu teilindividuellen Essensgemeinschaften zusammen: KFC, Sushi und Steak standen heute auf dem Speiseplan – alles sehr, sehr köstlich! Nachmittags chillten wir noch im Schlosspark Jardin du Luxembourg und genossen danach auf dem Wolkenkratzer mit der Tour Montparnasse den „Best View Over Paris“. Punkt viertel neun hatten wir uns mit den „Busfahrern“ vor Moulin Rouge verabredet. Jörg und Karl seilten sich, kaum angekommen, in Windeseile ab. Der Eifelturm wartete! 😉
Nach Gruppenzusammenführung bestiegen wir Montmartre, um einen weiteren grandiosen Aus-blick über Paris, diesmal bei Nacht, zu bekommen und um uns die imposante Basilika Sacré-Cœur anzuschauen. Dort oben steppte das Leben in vielen kleinen, gemütlichen Cafés, Bars und unzähli-gen Restaurants. Auch die Möglichkeit diverser Massagen wurde uns geboten – iRobert entschloss sich für eine ausgiebige Fußmassage. 😉 Der herrliche Blick und das Gesellige weilten nicht lange, denn die Metro wartete! Schließlich hatten wir bis zum Eurocamping noch ein Weilchen vor uns. Der Heimweg von der Metro zum Campingplatz wurde wie gewohnt sehr individuell zurückgelegt…

 

01. August 2015, Paris individuell – Freizeit in Kleingrüppchen

Nach kurzer Nacht begann der Tag straff gegen halb neun mit Frühstück vorm Shelter. Danach kris-tallisierten sich die heutigen Reisegruppen heraus. Steffen zog alleine los. Er wollte u. a. auf der Seine Boot fahren und den Rummel am Le Louvre besuchen. Eberhardt-Travel bot eine Busfahrt in die Stadt mit anschließendem Gruppenprogramm an – ohne Ziel und ohne Zeit. Und mit einem zweistündigem Parkaufenthalt zum Runterkommen. Das Abend-Highlight: Der angestrahlte Louvre.
Die Nachtfalter beschlossen in aller Ruhe per Metro in die Stadt zu fahren, mit den Zielen Hardrock-Café und La Défense. Jörg und iRobert wurden in der Stadt abgesetzt und genossen einen recht entspannten Tag in den offenen Sightseeing-Bussen. Hin und wieder stiegen sie mal zum Futtern ab – Pizza und tibetische Kost standen auf dem Speiseplan.
Zurück im Lager machte sich die erste Gruppe, die sich die Zwischenzeit noch mit Aufwaschen, Vol-leyballspielen, Taschenpacken und Panaché verkürzte, gegen 23:00 Uhr doch Gedanken, wo denn der grüne Bus samt Insassen bleibt – schließlich hieß es: „Zeitige Abreise am kommenden Morgen“. Gegen halb 12 Uhr nachts erreichten die Letzten die Bungalow-Siedlung und berichteten noch aus-führlich vom Tag. Danach fiel das Einschlafen noch schwerer…

 

02. August 2015, Paris – Lodenau, 1.136 km

Punkt 5 Uhr klingelten diverse Wecker. Danach ging es ein letztes Mal gemeinschaftlich unter die radiobeschallte Dusche. Im Frauenbungalow wartete das liebevoll angerichtete und äußert reichhaltige Frühstück mit Kaffee, ungetoastetem Toastbrot mit Käse, Geflügelwurst, Käse, Käse und Wurst auf den Verzehr. Wer Glück hatte, ergatterte noch einen Joghurt.
Halb 7 Uhr standen alle abfahrbereit stramm, doch leider war zu diesem Zeitpunkt die Rezeption noch nicht besetzt. Einige nutzten die kommende dreiviertel Stunde noch für eine kleine Ruhe auf der Terrasse, im Bett oder zum ausführlichen Zähneputzen.
Halb 8 Uhr konnte es dann endlich Richtung Heimat losgehen. Die Sitzplätze in den drei Gefährten wurden bezogen. Am begehrtesten war Rolands Schwimmring.
Ein paar „Melkstationen“ später fanden wir uns zum Mittag bereits in einem deutschen MCD ein – etwa ein letztes Mal für die kommenden 364 Tage? Eberhardt-Travel verkündete, dass die kommenden Pause in ca. 3,5 Stunden zu machen ist. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt ja auch bereits zwei hinter uns.
„Eichelborn“ war die nächste Station nach straffer Fahrt. In der Hitze erwarteten uns Melone und lauwarmes Wasser, Eis und diverse Leckereien aus den Kühlboxen. Danach erfolgte wieder das Taktieren um die Pausen – maximal noch eine pro Fahrzeug. In weiser Voraussicht verabschiedeten wir uns bereits von iRobert, denn der „sprang“ am Elbepark in Dresden direkt ab. Auch unsere M-Jay verließ uns vorzeitig in Nieder Seifersdorf.
Ab Zeitpunkt X verließen wir unsere Rennstall-Order: Eberhardt-Travel zog im grünen Bus vorbei, hinterher auch unser Tourbus. Der Schwimmring war jetzt Schlusslicht – alle wollten nur noch ganz zügig nach Hause.
Gegen 20:30 Uhr erreichten wir unser Hauptquartier in Lode. Dort warteten bereits die ersten Verwandten und Bekannten darauf, ihre Schützlinge endlich wieder zu haben. Nach routiniertem Ausladen und Sortieren hatte irgendwann jeder alles auf seinem Haufen. Es folgten lange und kurze Abschiedszeremonien. Gegen 21:00 Uhr war der Buchi-Hof wie leer gefegt, einzig Ramona und Ebse, alias Eberhardt-Travel, räumten noch bis kurz vor 23:00 Uhr die letzten „Reste“ der Tour auf. Und schon waren wieder zwei gesellige und erlebnisreiche Wochen rum – Wirklich schade. Auf baldiges Wiedersehen hoffend, lasst es Euch gut gehen und chillt immer schön die Zeit. 😉

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