Elbrad: Entdeckungen und Berichte entlang der Elbe zur Ostsee
Information
Im Jahr 2012 stand unsere Tour unter dem Thema „Erneuerbare Energien – Eine Chance für die Umwelt“. Im Tourtagebuch haben wir unsere Entdeckungen und Berichte entlang der Elbe zur Ostsee aufbereitet.
Elberadweg Stationen
Das Tourtagebuch
04.08.2012, Samstag, Dresden
Der große Tourauftakt in Dresden beginnt mit einem grandiosen Konzertbesuch bei Roland Kaiser, leckerem Essen (Bratwürsten, Schnitzeln, Rahmgulasch und Eisbein) und einer Menge Vorfreude aufs Radeln. Die erste Nacht verbrachten wir noch – wie das Jahr zuvor – unter dem festen Dach des Dresdner Rudervereins.
05.08.2012, Sonntag, Dresden – Torgau, 120 km
Nach dem gemeinsamen Frühstück starteten wir unsere erste Etappe gen Torgau. Entlang der Elbe führte uns unser Weg durch Meißen, mit einem Zwischenstopp in der Nudelstadt Riesa sowie einer „Volltankung“ bei Strehla. Bereits die erste Panne war der volle Einschlag in die Urlaubskasse – 3 Knochen fanden am Straßenrand ihr würdevolles Ende. Traditionsgemäß gab um 19 Uhr unser Sonntagsessen – Pellkartoffeln mit Leberwurst und Brathering. Der längste Streckenabschnitt der Tour mit über 120km verlangte dann doch noch einen zusätzlichen Einsatz unserer Köchin. Dank Riesa waren wir gut mit Nudeln versorgt.
06.08.2012, Montag, Torgau – Dessau, 95 km
Montag!!! Was soll man dazu sagen? Wie überall Pech, Pleiten und Pannen. Sogar die Bananen hinterließen ein pelziges Taubheitsgefühl auf der Zunge, welches nur durch Kaffee neutralisiert werden konnte. Aber eins nach dem andern. Langsam aber stetig kämpften wir uns durchs Irgendwo in Richtung Dessau. Der starke Gegenwind schliff sogar den beständigsten Diamanten und sorgte für den schlimmsten Wadenkrampft, den Lisa je hatte. Das war die Stunde unserer Physiotherapeuten, die mit vielen Kniffen und kleinen Tricks wahre Wunder bewirkten. Eins können wir verraten: Franzbranntwein hilft immer. Aber auch der kleine „Dürrweitzschen“, unser Maskottchen, bescherte viele Glücksmomente. In der unfreiwilligen Pause bei Elster verstauten wir den Diamantschatz, geübt und ganz professionell, auf dem Dach des Begleitbusses. Wittenberg erreichten wir dann ganz althergebracht pilgernd zu Fuß – Erinnerungen an die Ukraine wurden wach. Der Schlussspurt verstärkte diese Eindrücke vollends: Radweg?? Von wegen: Wiese!! Das Beste kam wie immer zum Schluss: ein wundervoller Sonnenuntergang und das Eintreffen unseres Chefkochs am Dessauer Hauptbahnhof.
07.08.2012, Dienstag, Dessau – Magdeburg, 100 km
Ein kräftiges Frühstück am Morgen braucht jeder Radler um erfolgreich in den Tag starten zu können, denn schon das komplizierte Einpacken eines Faltzeltes erfordert vier starke Leute. Auf der Suche nach dem Elberadweg mussten wir das Ufer wechseln. Während der Fahrt von Ronney nach Barby rasteten wir mitten auf der Fahrbahn um einen Snack einzunehmen. Dank unseres Begleitbusses gab es frische Melone und Kuchen. Auch dem bisherigen Umweltmuffel konnten wir noch was beibringen. Das Repertoire reicht von Mülltrennung, -lagerung und -wiederaufbereitung bis hin zur Einführung in die Botanik und Zoologie. So viel Wissen muss erst einmal verdaut werden. Zum Schluss war relaxen an der Alten Elbe in Magdeburg angesagt
08.08.2012, Mittwoch, Magdeburg – Tangermünde, 95 km
Der Tag startete, wie jeder andere auch, so schön, dass selbst eine Plane als Schlafplatz für unseren Guide ausreicht. Jonas, unser Nachwuchsnavigator, wird bald in seine Fußstapfen treten. Unterwegs kamen wir an vielen verschiedenen Orten vorbei. Natürlich gab es auch, wie die Jahre zuvor, anstrengende Abkürzungen. Um nicht unsere Traumfigur zu verlieren, belasteten wir während den Pausen auch die Arm- und Oberkörpermuskultur. Im Nabu Erlebnispark spielten wir nicht nur Tischtennis, sondern kümmerten uns auch um die dort lebenden Tiere. Die Kekspause mit leckeren Vollkornkeksen verleitete sogar unserem Meisi Flügel. Endlich! Tangermünde in Sicht. Ein starker Regenschauer verhinderte das Kochen des Abendessens und es gab den ersten, langerersehnten Döner.
09.08.2012, Donnerstag, Tangermünde – Wittenberge, 90 km
Nach einer weiteren Nacht im Zelt und einer kalten Dusche am Abend gab es am nächsten Morgen ein deftiges Frühstück. Mit genügend Keksen bewaffnet starteten wir in Richtung Wittenberge. Die Strecke war typisch brandenburgisch: Wiesen, Wälder, Wasser und ab und zu ein kleines Dorf. Da der Himmel immer dunkler wurde, wollten wir den Uhrenturm in Wittenberge besteigen. Doch zwei Euro pro Person war uns dann zu teuer und wir fuhren direkt zu unserem Quartier. Unsere Kochassistenten Rica und Kathi kochten uns leckere Spaghetti mit Bolognese.
10.08.2012, Freitag, Wittenberge – Hitzacker/Dannenberg, 75 km
Heute durften wir zur Abwechslung unter festem Dach schlafen und frühstücken. Deshalb fiel unser Start in die nächste Etappe auch etwas später aus. Zur Mittagspause wollten wir unserer lieben Tourmutti Ina mal eine langersehnte Traktorfahrt ermöglichen. Doch leider hatte der junge Bauer noch wichtigere Termine. Die Route ging weiter durch kurze Waldstrecken und führte uns unter anderem durch die Atommüll-Zwischenlagerstätte in Gorleben. Um der geringen Strahlung nicht zu lange ausgesetzt zu sein, verweilten wir dort nur kurz. Auf dem Weiterweg über den Damm, durften wir heute sogar einmal dem Kameramann vom MDR- Fernsehen im Vorbeifahren in die Kamera lächeln. Schließlich erreichten wir die nächste Unterkunft in Dannenberg im Bogenschützenverein. Nach dem Staffelduschen in der benachbarten Schuleinrichtung ließen wir den Abend bei Käuzchengeschrei gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.
11.08.2012, Samstag, Hitzacker/Dannenberg – Goldensee, 80 km
Am Morgen wurden wir herzlich vom Bogenschützenvereinsvorsitzenden verabschiedet, der uns das Vereinsgelände kostenfrei zur Verfügung stellte. Kurz nach dem Start (0,5 km) stoppte uns die erste Panne. Werkstattbesuch und Reparatur waren erforderlich. Unterwegs machten wir Bekanntschaft mit Jim, John, Chiaz und Flocke, den Artgenossen unseres Tour-Maskottchens „Dürrweitzschen“. Die Besitzer erlaubten uns, die Vierbeiner anzufassen und ein paar hübsche Fotos mit ihnen zu machen. Nach der Mittagspause verpassten zwei Jungs unserer Gruppe den Start zur Weiterfahrt und wurden per Funk, mit vollem Mund + Taschen durch den Wald gelotst. Vorbei an Esel- und Pferdeweiden, durch Berg und Tal im Norden Deutschlands führte uns unsere Reise zum Schaarsee. Dort machten wir einen kurzen Zwischenstopp, den einige Männer der Radlertruppe zum Baden nutzten. Dann endlich nach ca. 100 km Fahrt erreichten wir das Kulturzentrum „Alte Schule e.V.“ am Goldensee, in dem wir gemütliche Zimmer beziehen konnten.
12.08.2012, Sonntag, Pause in Groß Thurow / Goldensee
Ausschlafen stand heute an unserem radfreien Tag ganz oben auf dem Tagesplan. Die letzten verließen somit halb 12 erst ihr Schlafgemach. Auf der schönen Grünanlage mit Feuerstelle, nahegelegenen See, Volleyballfeld und Tischtennisplatte konnten wir den ganzen Tag in der Sonne entspannen, neue Kraft tanken und die erste schöne Revue passieren lassen. Am Nachmittag durften wir dann endlich unsere ukrainischen Freunde empfangen . Der Leiter des Kulturzentrums berichtete uns anschließend über die Geschichte und die Entstehung der Anlage. Danach wurden die Räder von unserem Radprofi Eike für die Ukrainer startklar gemacht und erste Testfahrten für die morgige Tagestour unternommen. Für unsere Gäste, die hungrig von der langen Reise waren, richteten wir das erste gemeinsame Abendessen in großer Runde an. Am Lagerfeuer hatten wir am Abend Zeit uns besser kennen zu lernen und erste Freundschaften zu knüpfen.
13.08.2012, Montag, Goldensee – Bösdorf, 85 km
Vor dem großen Tourstart für die Ukrainer gab es zuerst einmal das obligatorische Gruppenfoto. Leider gab es schon zu Beginn einen Unfall, bei dem eine der Ukrainerinnen während einer kurvenreichen Abfahrt die Kontrolle über ihr Rad verlor. Trotz schneller Erstversorgung des aufgeschlagenen Kinns, riefen wir zur Sicherheit den Krankenwagen, der zur landwirtschaftlichen Rush-Hour eintraf. Bei der Besichtigung von Lübeck verloren wir unsere Michi im Shoppinggetümmel. Dadurch konnte sie in der Zwischenzeit vor einer der vielen Kirchen einer Stadtführung lauschen. Um die Nerven der Lübecker Fußgänger nicht noch mehr zu strapazieren, verzogen wir uns schnell zur Mittagspause an den Stadtrand. Dabei stieß unsere verletzte Freundin Lena, die mit gut verarzteten Schürfwunden aus der Uniklinik Lübeck entlassen wurde, wieder zu uns. Die Weiterfahrt führte uns einmal mehr durch ländliches Idyll und schließlich auf den Campingplatz am See zu Bösdorf. Die Freizeit nutzen einige mutige noch zu einer Abkühlung im kalten Nass. Nach dem Abendessen unter freiem Himmel ließen wir die Seele noch ein Weilchen am Wasser baumeln.
14.08.2012, Dienstag, Bösdorf – Sehestedt, 70 km
Nach einer kühlen Nacht, krochen wir gut ausgeruht, aus unseren mit Tau bedeckten Zelten. Der gemütliche Aufbruch verschob unsere Mittagspause, im Hof des evangl. Gemeindezentrums, ein wenig nach hinten. Die anstrengende Berg- und Talfahrt überlastete das Knie unserer zweiten Lena. Auch professionelles Tapen unserer hochqualifizierten Physiotherapeuten brachte keine Linderung. Somit musste sie die Weiterfahrt im Bus antreten. Nach zweifacher Überquerung des Nord- Ostseekanals trafen wir am frühen Abend in einem Hotel der ganz besonderen Art ein. Schnell mussten wir den Weg für die heimische Gänseschar räumen, die unsere Räder des Nächtens bewachen. Mal sehen wie wir nun die Nacht in den Heubetten verbringen.
15.08.2012, Mittwoch, Sehestedt – Flensburg, 70 km
An diesem Morgen wurden wir durch das laute Gegacker der Gänse geweckt. Doch als Entschädigung brauchten wir uns diesmal nicht um das Frühstück kümmern, denn dieses gab es heute vom Buffet der Herberge. Unterwegs nutzten einige die Chance, das erste Fischbrötchen zu verdrücken. Nach einem Platten, einem Achsenbruch und einem ausgeleierten Tretlager erreichten wir, sogar vor dem Bus, den Sportplatz in Adelby. Zur Begrüßung wurde uns ein Freundschaftsspiel der „Alten Herren“ geboten. Als (mal wieder) das Zeltlager aufgeschlagen wurde, machten sich ein paar Nachtschwärmer der Gruppe auf den Weg, um den Flensburger Hafen bei Nacht unsicher zu machen.
16.08.2012, Donnerstag, Flensburg – Knivsberg, 45 km
Die Nacht wurde von ein paar Grundschülern, die Sportunterricht in der angrenzenden Halle hatten, unterbrochen. Kaum sind wir aus unseren Zelten gekrochen, fing es auch an zu regnen. Nach einem schnellem Frühstück und etlichen verbundenen Knien hofften wir auf besseres Wetter, vergebens. Als wir einsahen, dass es sich nicht bessern wird, starteten wir halb 12 endlich Richtung Dänemark. In Flensburg machten wir noch einen Zwischenstopp bei der Organisation „FUEN“, um bei einem interessanten Vortrag noch schnell ein paar Äpfel und Kekse abzustauben. Das schlechte Wetter unterwegs führte zu etlichen Pannen. Nach einer abgebrochenen Pedale und kaputten Bremsen erreichten wir durchnässt die dänische Bundesgrenze. Kaum hatten wir diese passiert, hörte es auf zu regnen. 30 Kilometer später kamen wir erschöpft aber überglücklich im Jugendhof Knivsberg an. Leider mussten wir feststellen, dass die Duschen mit Abstand die schlechtesten der letzten Tage waren. Als Entschädigung dafür haben wir einen wunderbaren Zeltplatz mit Blick auf die Ostsee.
17.08.2012, Freitag, Auf dem Knivsberg
Wieder mal war Ausschlafen auf dem Programm. Dennoch standen viele Punkt neun auf, um unseren Spechti zu verabschieden. Um 11 Uhr trafen wir uns am Haupteingang, um einem „interessanten“ Vortrag über die Geschichte des Knivsberges und der Deutschen in Dänemark zu hören. Den Nachmittag verbrachten wir gemeinsam am Ostseestrand mit Paddeln, Volleyball spielen und Segeln. Wieder Daheeme gab es leckere Bratwürste vom Grill mit Kartoffelsalat. Später lauschten wir noch Rusty, der einen Vortrag über das Atomkraftwerk Tschernobyl, in dem er arbeitet, hielt.
18.08.2012, Samstag, Auf dem Knivsberg
Den Tag ließen wir gemütlich angehen. Schließlich waren ja Ferien. Da die Sonne immer heißer brannte und wir das idyllische Städtchen Haderslev noch besichtigen wollten, sattelten wir im Anschluss unsere Räder und strampelten schnurgerade den ca. 18 km Radweg entlang. Doch die Hitze und der Umstand, dass alle Geschäfte bereits kurz nach unserer Ankunft schlossen, ließ uns dort nicht lange verweilen. Lediglich mit viel Glück konnte hier etwas Schmackhaftes aufgetrieben werden. Leider fuhren wir danach auf Umwegen zurück und konnten uns erst gegen Abend in der Ostsee erfrischen. Unterwegs gab es jedoch neben einem interessanten Kreisverkehr auch einheimische Tiere zu bestaunen. 🙂
19.08.2012, Sonntag, Heimreise Knivsberg – Görlitz, 700km
Am Morgen des letzten Tages in Knivsberg verabschiedeten wir unsere ukrainischen Freunde nach Lübeck, wo sie ihre restlichen Urlaubstage bis zum 22.08. verbringen werden. Nachdem wir unser Gepäck und unsere Räder in den Bussen verstauten, machten wir uns auf den ca. 700km langen Heimweg gen Görlitz. Wegen Stau kurz vor Berlin, in welchem unserer „Dürrweitzschen“ nicht nur unsere Laune, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer aufheiterte, kamen wir letztlich erst gegen Abend an.
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